our daily challenge journal Tag 19
Die Menschheit hat sich also einen Virus eingefangen. Das ist sowas, wovon keiner weiß (außer Immunulogen und Virologen und Wissenschaftler), wie das wirklich funktioniert, wie es lebt (lebt das überhaupt?), was es ganz genau braucht, um überleben zu können, was wir tun können, um es daran zu hindern, dass es uns schadet. Also irgendwann werden diese Informationen zur Verfügung stehen, im Moment ist das noch nicht so.
Ich persönlich kann nicht so gut damit umgehen, wenn ich etwas nicht zu 1000% verstehe. Ich will mich ja irgendwie wappnen gegen das Ding, es bekämpfen und überhaupt – wahrscheinlich hab ich´s eh schon gehabt und überlebt, weil ich ja so ein super Immunsystem habe, haha – oder vielleicht doch nicht???? Aaaaah!
Kurz und gut: die ganze Sache macht Angst.
Ob wir uns weigern, es ernst zu nehmen (und innerlich hoffen, dass wir Recht haben), oder ob wir uns Zuhause einsperren, niemanden mehr sehen und auf die zeigen, die unbekümmert Parties feiern, egal wie wir nach außen hin reagieren, innen drin bleibt so ein Gefühl, ein flauer Magen, eine leichte Beklemmung. Manchmal fängt das Herz unvermittelt an zu rasen, manchmal schießt ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf: was ist wenn…?
Und dann entstehen diverse Geschichten und Sagen um dieses Virus. Es ist „in Labors gezüchtet, eine biologische Waffe“, „wegen der G5 Strahlung mutiert“, „eh nicht gefährlicher als eine Grippe“. Experten melden sich zu Wort und erklären uns Zusammenhänge, die tatsächlich logisch erscheinen. Also ich als gelernter Hobby-Virologe fange dann an zu überlegen, ob irgendwas davon tatsächlich stimmen könnte…?
Nein, mach ich nicht. Ich bin ein extremer Realist und Verweigerer von allem, was im entferntesten nach unseriös oder esoterisch klingt. Immerhin hab ich tausende Thriller gelesen. Und habe selber sehr viel Fantasie, also Stories, die gut erfunden sind, haben bei mir keine Chance, solange ich nicht am besten selbst eine Kultur angelegt habe und das Ding selbst untersucht habe. Aso, das kann ich ja gar nicht. Tja, dann muss ich mich offensichtlich doch auf die seriösesten Quellen verlassen und haufenweise Statistiken lesen und meinen Hausverstand gebrauchen. Angst ist ein biologischer Reflex und von vornherein nicht verkehrt. Sie soll uns helfen, Situationen einzuschätzen und auch Situationen zu vermeiden, die wir als bedrohlich erlebt haben. Beispiel: Tiger fällt uns an – nicht so gut. Tiger sehen löst Angst aus und Weglaufen, später Stelle vermeiden, wo der Tiger uns angefallen hat. Dann gibt´s aber auch diese lähmende Angst, wo man einfach nur stehenbleibt und wartet, bis sich der Tiger entschieden hat, ob er einen zum Mittagessen nimmt oder erst zum Abendessen.
Wie kann ich es also verhindern, in dieser Situation, in der wir uns befinden, in eine Lähmung zu fallen, verursacht von Verunsicherung und Ohnmacht, der Ungewissheit darüber, wie alles weitergehen wird usw.?
Ich singe. Ich muss atmen um zu singen. Und die Konzentration geht weg von dem, was ich eh nicht ändern kann hin zu etwas, das ich sehr wohl beeinflussen kann. Das Gefühl der Machtlosigkeit legt sich.